Schulraumstrategie
Die Schule von morgen
Die Strategie der Gemeinde Lindau zum Thema Schulraum
Die Gemeinde Lindau wächst. Neue Siedlungsprojekte und zusätzlicher Wohnraum ziehen Familien an. Das wirkt sich auf den Schulraum aus. In den Kindergärten, den zwei Primarschulen und der Oberstufe fehlt es an Räumen und Platz. Doch nicht nur die Anzahl Kinder bestimmt den Schulraum. Pädagogische Anforderungen, kantonale Empfehlungen und gesellschaftliche Entwicklungen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Zudem ist ein grosser Teil der bestehenden Schulgebäude in Lindau aus den 1960er- und 1980er-Jahren und renovationsbedürftig.
Der Gemeinderat hat sich intensiv mit dem Thema Schulraum auseinandergesetzt. Er hat eine Strategie entwickelt, wie die fehlenden Räume und Gebäude in den nächsten zehn Jahren schrittweise und modular zur Verfügung gestellt werden können. So, dass die Gemeinde die finanzielle Herausforderung stemmen und den Kindern und Jugendlichen die Ausbildung und Betreuung bieten kann, die sie für eine erfolgreiche Zukunft benötigen.
Eine Schule, die mitwächst
Die bestehenden Schulhäuser und Kindergärten in der Gemeinde Lindau werden den heutigen Anforderungen an modernen Unterricht nicht mehr gerecht. Eine grössere Anzahl Kinder, aber auch neue Lernformen und Teamarbeit unter den Lehrerinnen und Lehrern erfordern nicht wie bis anhin reine Klassenzimmer, sondern flexibel einsetzbare Räume.
Die Gründe, warum neuer Schulraum in Lindau dringend nötig ist, lassen sich in vier Punkten zusammenfassen:
- Bevölkerungswachstum: Neue Überbauungen ziehen Familien an, der Gemeinderat rechnet mit einem Bevölkerungszuwachs von rund 2000 Personen in den kommenden Jahren.
- Pädagogische Ausrichtung: Die Bildungspolitik und die pädagogischen Hochschulen fördern einen Stil weg vom klassischen Frontalunterricht, hin zu kooperativen Strukturen. Schulhäuser benötigen deshalb weniger klassische Schulzimmer, dafür mehr Gruppen- und Therapieräume.
- Schulorganisation: Die Lehrkräfte setzen immer mehr auf Austausch und Teamarbeit. Die Unterrichtsräume sollten darum eine räumliche Nähe aufweisen und flexibel genutzt werden können.
- Familienstrukturen: Weil in immer mehr Haushalten beide Elternteile berufstätig sind, werden Tagesschulen, bei denen die Kinder und Jugendlichen auch vor und nach dem Unterricht betreut werden, immer wichtiger.
Moderner, zeitgemässer Unterricht
Den jüngsten Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde eine gute Ausbildung und Betreuung mit auf den Weg zu geben, ist ein Herzensanliegen – und ein wichtiger Standortfaktor für eine Gemeinde. Die Schulpflege Lindau orientiert sich dafür an Wissenschaft und Pädagogik. Zudem schreibt die Politik mit dem Lehrplan 21 eine moderne und fortschrittliche Schule vor. Die Schulpflege Lindau legt den Fokus vor allem auf zwei Punkte:
- Individualisierung im Unterricht
- Gesamtheitliche Betreuung und Förderung der Kinder (Tagesschule)
Der klassische Frontalunterricht wird immer mehr abgelöst von Einzel-, Gruppen und Projektarbeiten. Die Schulstunden werden dadurch abwechslungsreicher und interessanter. Zudem fördern die verschiedenen Arbeitsmethoden das unterschiedliche Lernverhalten der Kinder.
Neben dem Unterricht wird auch die Schule an sich neu organisiert. Immer weniger Familien leben das traditionelle Modell, bei dem der Vater arbeitet und die Mutter zu Hause die Kinder betreut. Gefordert ist eine Tagesstruktur mit schulergänzenden Betreuungsangeboten wie Mittagstisch und Aufgabenhilfe, aber auch Musikschule und Therapieangeboten – vom Kindergarten bis zur Oberstufe, alles räumlich nahe beieinander. Das Angebot der Tagesschule ist keine Pflicht, sondern steht Familien zur Verfügung, die es nutzen möchten.
Die Schulpflege stellt sich die Schule der Zukunft folgendermassen vor:
- Die klassische Klassen- und Stufenorganisation ist durchbrochen
- Die räumliche Nähe der einzelnen Stufen erlaubt flexible und spontane Synergien im Schulbetrieb und der Ressourcennutzung
- Die Individualisierung im Unterricht wird durch die räumliche Infrastruktur möglich und vermehrt gelebt
- Die Lehrpersonen agieren mehr wie Coaches der Kinder und Jugendlichen
- Die Schule bietet in Kooperation mit anderen Institutionen eine feste Tagesstruktur (Tagesschule)
Ein grosses, klassisches Schulzimmer pro Klasse ist mit dieser Vision nicht mehr zeitgemäss. Viel mehr sind Universalräume gefragt, die flexibel nutzbar sind und als Hauptraum und Gruppenraum kombiniert werden können. Zudem braucht es genügend Nebenräume für unterrichtsergänzende Angebote.
Die Standorte bleiben
Die vier Wohngebiete der Gemeinde (Grafstal, Lindau, Tagelswangen und Winterberg) liegen weit verstreut auseinander. Alle vier Dorfteile haben einen eigenen Kindergarten. Die zwei Primarschulen liegen in Tagelswangen und Winterberg, die Oberstufe ist in Grafstal.
Das vorhandene Raumangebot in den Kindergärten, den beiden Primarschulen und in der Sekundarschule ist ausgereizt. Beim Schulhaus Buck gibt es mit dem Grundstück «Plattenächer» Landreserven, an allen übrigen Standorten ist das verfügbare Areal begrenzt.
Bereits heute müssen einige Kinder mit dem Schulbus in den Chindgsi oder die Primarschule eines anderen Dorfteils gefahren werden. Eltern wünschen sich verständlicherweise Kindergärten und Schulen, die nahe an ihren Wohnorten liegen.
Der Gemeinderat hat verschiedene Möglichkeiten geprüft, um den nötigen Raum zur Verfügung zu stellen. Nach einem umfassenden Evaluationsprozess hat er sich für die Variante «Ausbau Status Quo» entschieden:
- Die Kindergärten werden weiterhin dezentral in den vier Dorfteilen Grafstal, Lindau, Tagelswangen und Winterberg geführt. In Winterberg und Tagelswangen sollten sie auf dem Gelände der Primarschule angesiedelt sein.
- Die Primarschulen bleiben in Tagelswangen und Winterberg. Die bisherigen Standorte werden ausgebaut und gestärkt.
- Die Sekundarschule bleibt am Standort Grafstal und wird ebenfalls ausgebaut.
- An allen Standorten wird eine angemessene Tagesstruktur bereitgestellt.
Was fehlt: Universalräume und Turnhallen
Der Gemeinde Lindau fehlen bis in Zukunft pro Jahrgang ein- bis eineinhalb Schulräume. Insgesamt geht der Gemeinderat von dreizehn nötigen, zusätzlichen Universalräumen bis ins Jahr 2030 aus. Es ist Teil der Strategie, die bestehenden Gebäude und Räumlichkeiten möglichst zu erhalten und weiterzuverwenden.
Zum Schulraum zählen auch die Turnhallen. Gleich wie bei Klassenzimmern ist auch ihre Grösse durch den Kanton vorgegeben. Bei einem Ausbau der Anzahl Schulräume auf der Anlage im Bachwis wie auch im Buck muss die nötige Kapazität durch den Bau einer neuen Turnhalle sichergestellt werden.
Um flexibel zu bleiben und auf Entwicklung in der Bevölkerungszahl reagieren zu können, hat der Gemeinderat entschieden, modular zu bauen. Das heisst: Sämtliche Schulgebäude werden in einem einheitlichen Raster geplant. So können die Bauvorhaben in Etappen umgesetzt werden. Das Ziel ist zudem, die neuen Räumlichkeiten möglichst flexibel nutzen zu können. Sie müssen für alle Stufen geeignet sein und die gleiche Fläche und Infrastruktur aufweisen.
Die Finanzierung
Für das gesamte Projekt und die Bereitstellung des nötigen Schulraumes rechnet der Gemeinderat mit Kosten von rund 28.3 Millionen Franken in den nächsten zehn Jahren. Das Projekt wird in Etappen geplant, für jedes Bauvorhaben wir ein Kredit gesprochen und der Bevölkerung zur Abstimmung vorgelegt.
Vorgesehen sind drei Hauptphasen:
- Bereitstellung von minimalen zusätzlichen Schulräumen in Tagelswangen und Grafstal
- Ausbau Primarschule Winterberg und Sekundarschule bei Umsetzung der Bauvorhaben «Ölwis/Blankenwis»
- Ausbau Primarschule Tagelswangen und Sekundarschule Grafstal mit dem noch zusätzlich notwendigen Schulraum
Die Gemeinde Lindau verfügt über einen gesunden Finanzhaushalt, unter anderem dank steigenden Steuerbeträgen und einer stabilen Aufwandentwicklung. Der Gemeinderat ist der Überzeugung, dass Investitionen in Schulinfrastruktur eine wichtige und richtige Entscheidung für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen von Lindau sind.
Dokumente
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Broschüre Schulraumplanung.pdf (PDF, 4.49 MB) | Download | 0 | Broschüre Schulraumplanung.pdf |